ZDF-Zoom Beiträg führt zu kontroversen Diskussionen
Warum nannte sich der ZDF-Zoom-Beitrag eigentlich "Dämmwahn oder Klimarettung"? Interessant wie der Autor des Films Stefan Hanf sich die Energieberater vornimmt und nicht eingelöste Versprechen bemängelt. Aber das im Titel des Films gemachte Versprechen wurde ebenfalls nicht eingelöst. Der Aspekt Klimarettung blieb unbehandelt.

Der Titel des Zoom-Beitrages (Screenshot: Udo Schuldt)
Betrachtet wurden wirtschaftliche Aspekte unter rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, wenn man einen Haushalt als Wirtschaftbetrieb ansieht und Kosten und Nutzen gegenüberstellt. Aber selbst diese Betrachtung erfolgte teilweise eher suggestiv als objektiv. So wird zu Beginn des Films ein älterer Herr interviewt. Seine Aussage: Es gäbe keine Heizkostenersparnis nach der energetischen Sanierung. Zum Beweis wurden dann auch Rechnungen verglichen, die deutlich machen sollten: Es gab keine Ersparnis.
Nun hätte man sich bei einer objektiven Betrachtung aber das gesamte Verbrauchsverhalten des älteren Herrn ansehen müssen. Wenn z.B. die Fenster im Winter den ganzen Tag auf "Kipp" stehen, dann hilft die beste Dämmung nichts. Ernsthafte Untersuchungen des Verhaltens von Wohnungsbesitzern in gerade gut isolierten Wohnungen zeigen aber, dass die Menschen nur langsam ihre alten Gewohnheiten ändern. Wenn sie vor der Sanierung die Fenster gekippt hielten, konnten sie es nachher auch nicht lassen, selbst wenn es aufgrund einer eingebauten Wohnraumbelüftung völlig unsinnig war.
Es muss nicht so sein, dass Dauerlüften ein Grund für die nicht vorhandene Einsparung war, aber dem Filmemacher ist vorzuhalten, dass er die Gewohnheiten der Wohnungsnutzer offenbar nicht untersucht hat. Warum zeigt der Film diese eine Aussage des älteren Herrn und warum zieht der Regisseur nicht die Studien über Wohnverhalten in energetisch sanierten Häusern heran, die es ja auch gibt? Ist hier ein Manipulationsversuch der Zuschauer zu erkennen?
Überhaupt umfasst moderne Technik zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden viel mehr als nur die Aspekte Dämmung, Fenster, Dach und Heizung. Passivhäuser dürfen zum Beispiel nicht mehr als 15 kWh/(m2a) Energie verbrauchen, bzw. die Heizlast darf nicht höher als 10 W/m2 sein. Die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle muss mindestens N50=0,6/h betragen und die Übertemperaturhäufigkeit im Sommer unter 10% liegen. Realisiert wird dies auch durch gute Wärmedämmung, aber ebenfalls durch Vermeidung von Wärmebrücken und vor allem vermittels einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. So eine Komfortlüftung ist, wegen der darin enthaltenen Feinstaubfilter, gleichfalls gut für Allergiker. Da diese auch die eventuell noch benötigte Heizenergie bereitstellt, kann bei Verwendung von derart moderner Technik auf Heizkörper in den Räumen verzichtet werden, inklusive der Rohrleitungen. Dass man dann keine Heizkörper, Rohrleitungen und Heizkessel mehr braucht ist sicher auch ein Kostenaspekt, der im Film unberücksichtigt blieb.
Regisseur Stefan Hanf entwirft gegen Ende des Films eine Gegenüberstellung der Sanierungskosten zur Heizkostenersparnis. Dabei bezeichnet er die Berücksichtigung der Kosten von "Sowieso"-Sanierungen als Trick. Das ist aber kein Trick. Denn natürlich ist es sinnvoll Fassaden zu dämmen, Fenster zu erneuern und die Heizungsanlage auszutauschen, wenn dies "sowieso" nötig ist. Dann ist es am günstigsten.
Nach Angaben der DENA sind in Deutschland 65% der Fassaden ungedämmt und 60% der Fenster energetisch in einem schlechtem Zustand. Außerdem entsprechen 80% der Gas- und Ölheizungen nicht dem Stand der Technik. "Gleichzeitig sind seit 1995 die Kaltmieten um 24%, die Energie-, vor allem Heizkosten, aber um 173% gestiegen", sagt der Generalsekretär des Deutschen Naturschutzringes Helmut Röscheisen. Die Heizkosten haben inzwischen den Stellenwert einer zweiten Miete erreicht - in Häusern in denen schlecht oder garnicht gedämmt wurde.
Wo blieb letztendlich die Betrachtung der Klimarettung in dem Film? Wo blieb die Internalisierung der externen Kosten des Klimawandels? Welche Vorschläge wurden gemacht um diese in den Kostenrechnungen zu berücksichtigen? Hat Regisseur Hanf überhaupt verstanden was Klimawandel bedeutet? In der Schule hätten wir für so eine Arbeit eine Sechs kassiert: Thema verfehlt, weil die Hälfte der Aufgabe unbehandelt blieb.

(Grafik: Udo Schuldt)
Am Rande des Ende Januar zu Ende gegangenen Weltwirtschaftsforums in Davos hatte sich sich der ehemalige Chef-Ökonom der Weltbank Nicholas Stern zum Klimawandel geäußert. Der Verfasser des legendären Stern-Reports, der erstmals auch die Wirtschaftswissenschaftler aufhorchen ließ, meinte, dass er damals den Klimawandel unterschätzt hat: "Ich habe den Klimawandel falsch verstanden, es ist weit, weit schlimmer."
Gebäudeeffizienz und Wärmedämmung sind unverzichtbare Bestandteile zur Ein"dämmung" des Klimawandels, da Raumwärme und Heißwassererzeugung etwa ein Drittel des gesamten Endenergieverbrauches verursachen, was ungefähr so viel bedeutet wie: Ein Drittel der CO2-Emissionen werden in Deutschland durch Raumwärme und Heißwassererzeugung verursacht. Dazu sagt der Film nichts.