Als wenn es keine Probleme mit dem Arten- und Biotopschutz gäbe schrieb die Presse kaum über die zu Ende gegangene Artenschutzkonferenz - COP 12 - in Südkorea. Dabei ist das Problem gewaltig. Wie der WWF kurz vor Beginn der Zusammenkunft berichtete hat die Menschheit mit ihren Aktivitäten die Zahl der Wirbeltiere bereits halbiert. Im Verhältnis dazu ist das Konferenzergebnis völlig unzureichend.

Logo der 12. UN-Biodiversitätskonferenz in Pyeongchang
Die Menschheit treibt ihren eigenen Planeten in einen gefährlichen Burn-Out. Der Grund: Zusammengenommen verbrauchen wir jedes Jahr 50 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Das ist das zentrale Ergebnis des „Living Planet Reports 2014“, den die Naturschutzorganisation WWF kurz vor Beginn der Konferenz veröffentlichte. Nach diesem globalen Zustandsbericht nehmen die Schulden der Menschheit gegenüber der Natur zu, die ökologischen Reserven hingegen ab. So zeigt der Living Planet Index für die vergangenen vier Jahrzehnte einen Rückgang der biologischen Vielfalt um 52 Prozent. Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische damit halbiert. Hauptursachen des Arten- und Individuensterbens sind Lebensraumverluste für die Tier- und Pflanzenwelt, also Entwaldung, Urbanisierung, Straßenbau, Rohstoffgewinnung, Industrieanlagen und außerdem die Vergiftung der Umwelt. Seit einigen Jahren trägt auch der menschengemachte Klimawandel zur Lebensraumvernichtung bei, so bei Robben und Eisbären in der Arktis.
Dieser Problemlage ist die am Freitag zu Ende gegangene internationale Biodiversitätskonferenz nicht gerecht geworden. Zwölfmal haben sich die Vertragsparteien der Biodiversitätskonvention, die 1992 in Rio de Janeiro beschlossen wurde, bisher getroffen, darum COP 12 - die 12. Konferenz der Vertragsparteien. Immerhin sei es positiv, "... dass die Weltgemeinschaft anerkannt hat, dass sie noch weit davon entfernt ist, den Artenschwund bis 2020 zu stoppen", meint BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Er kritisierte, dass die Vertragsstaaten beim Schutz von Wäldern, Mooren und Korallenriffen sich lediglich zu verstärkten freiwilligen Maßnahmen entschließen konnten. Hauptverursacher des Verlustes der biologischen Vielfalt seien Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Siedlungs- und Verkehrswegebau. In diesen Bereichen müssten die Regierungen verbindliche Maßnahmen zum Erhalt von Arten und Lebensräumen beschließen und umsetzen, so der BUND-Vorsitzende. Dazu müssten alle Subventionen abgebaut werden, die der Artenvielfalt schadeten. "Es ist inakzeptabel, dass ökologisch nachteilige Subventionen hundert- bis tausendmal höher sind als die Fördermittel zum Schutz der Biodiversität", sagte Weiger. Das kann sich Deutschland auch auf die Fahnen schreiben, denn nach einem Bericht des Umweltbundesamtes betragen die umweltschädlichen Subventionen etwa 50 Milliarden Euro.
Unter großem Zögern wurde nun wenigstens die Finanzhilfe der reicheren Länder an Entwicklungsländer bis 2015 verdoppelt und soll bis 2020 auf mindestens diesem Niveau gehalten werden. „Wir sind froh, dass Bundesregierung und EU weiter zu ihren Zusagen bei den Naturschutzhilfen an arme Länder stehen und dass gerade Deutschland Vorreiter ist bei der Erfüllung dieser Versprechen“, begrüßte NABU-Präsident Olaf Tschimpke den Kompromiss vor Ort in Pyeongchang. Des Weiteren wertet der Verband als Erfolg, dass sich alle Staaten erstmals verpflichten, mehr für die Naturschutzfinanzierung im eigenen Land zu tun. Außerdem freut sich der NABU, dass die Regierungen einen konkreten Fahrplan für die Abschaffung von Subventionen verabschiedet haben, die der biologischen Vielfalt schaden. Besonders wichtig seien die neuen Hausaufgaben, welche die Bundesregierung mit nach Europa nimmt. „Wie alle Staaten hat auch Deutschland zugesagt, zuhause mehr Geld für die biologische Vielfalt in die Hand zu nehmen. Gleichzeitig verstehen wir die Beschlüsse so, dass spätestens 2016 die Eliminierung naturschädlicher Agrarsubventionen starten muss“, so Tschimpke.
Bei den Agrarsubventionen darf der Abbau umwelt- und klimaschädlicher Subventionen selbstverständlich nicht stehen bleiben, denn diese sind gänzlich zu beseitigen. Da dabei auch liebgewordene Subventionen wie Steuererleichterungen für Dienstwagen oder die Entfernungspauschale verschwinden müssen wird das sicher nicht leicht. Vielen Menschen ist das Autofahren und der Straßen- und Parkplatzbau dann wohl doch wichtiger als die Artenvielfalt.