Bundesumweltministerium (BMU) veröffentlicht Nationale Moorschutzstrategie +++ BUND: Die Richtung stimmt, aber die Vorgehensweise ist noch zu zaghaft
Das Bundesumweltministerium hat erstmals eine Nationale Moorschutzstrategie veröffentlicht. Sie enthält die Grundsätze, Ziele und Maßnahmen, die für einen erfolgreichen Moorschutz auf Bundesebene erforderlich sind. Rund sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen entweichen aus entwässerten Moorböden. Durch die Entwässerung ist auch die für Moorgebiete typische Artenvielfalt stark bedroht. Daher ist ein ambitionierter Moorschutz wichtig: für Klimaschutz und Biodiversität, für die Klimaanpassung und für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Moorlandschaft bei Hamburg (Foto: Udo Schuldt)
Moore bedecken weltweit nur drei Prozent der Erdoberfläche, speichern jedoch ein Drittel des erdgebundenen Kohlenstoffs, rund doppelt so viel wie alle Wälder zusammen. Zerstörte und entwässerte Moore sind daher global eine wichtige Quelle von Treibhausgasemissionen. Die Wiedervernässung und der Schutz von Mooren stellen hingegen eine der effektivsten flächenbezogenen Klimaschutzmaßnahmen dar.
Im Jahr 2019 stammten nach Angaben des Umweltministeriums 6,7 % (circa 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente) der deutschen Treibhausgasemissionen aus der Zersetzung von Moorböden infolge von Entwässerungsmaßnahmen und Torfnutzung.
Auch die einzigartige Artenvielfalt der Moore ist stark bedroht. Viele der moortypischen Tiere und Pflanzen können nur hier überleben. Moornaturschutz ist daher von großer Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Moore wirken zudem als Wasserspeicher. Eine Funktion, die angesichts der durch die Klimakrise stärker auftretenden Dürren und Starkregen immer wichtiger wird.
Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth: "Mit Moorschutz schafft man vielfachen Nutzen. Moorschutz ist gut für das Klima, weil der Kohlenstoff im Boden bleibt. Er ist gut für Deutschlands biologische Vielfalt, weil viele Arten nur im Moor vorkommen, etwa Birkhuhn, Moorfrosch oder Sonnentau. Und Moorschutz hilft bei der Anpassung an den Klimawandel, denn Moore können die Folgen von Starkregen, Hochwasser, Dürre oder Hitze abmildern. Mit der Nationalen Moorschutzstrategie schaffen wir die Grundlage für einen konsistenten, zwischen Bundes- und Länderebene gut verzahnten Moorschutz. Die Strategie baut auf einem breit angelegten Beteiligungsprozess auf. Wir nehmen die darin geäußerten Anliegen ernst und setzen daher auf ein ambitioniertes Minderungsziel für die Treibhausgasemissionen und auf das Prinzip der Freiwilligkeit bei der Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Flächen. Klar ist, dass wir nach einem Jahrhundert des Verlustes an Mooren nun ein Jahrzehnt des engagierten Wiederaufbaus von Mooren brauchen."
Die Umsetzung von Moorschutzmaßnahmen, die zur Renaturierung und Wiedervernässung degradierter und entwässerter Flächen zum Beispiel bei landwirtschaftlich genutzten Moorböden Nutzungsänderungen hin zu nassen Bewirtschaftungsflächen und torferhaltendes Management umfassen, braucht einen langen zeitlichen Vorlauf. Daher ist es besonders wichtig, beim Moorschutz zügig Fortschritte zu machen. Es gibt viele Bereiche, in denen auf Bundesebene dringender Handlungsbedarf für den Moorschutz besteht: von der Finanzierung freiwilliger Wiedervernässungsmaßnahmen in der Landwirtschaft über die Vorbildfunktion auf Bundesflächen bis hin zur internationalen Zusammenarbeit und Forschungsförderung.
Die Moorschutzstrategie sei das Ergebnis eines breit angelegten Beteiligungsprozesses, in den umfangreiche fachliche Expertise, aber auch die Perspektive und die Sorgen vieler Menschen in den Moor-Regionen eingeflossen sind, so das BMU. Es habe sich dabei bestätigt, dass das Grundkonzept der Moorschutzstrategie richtig ist: Noch intakte Moore müssen konsequent geschützt werden. Für entwässerte, derzeit land- und forstwirtschaftlich genutzte Moorböden soll es finanzielle Anreize für freiwillige Wiedervernässungsmaßnahmen geben.
Das Umweltministerium ergänzt: Die landwirtschaftlichen Betriebe dürfen mit dieser Herausforderung nicht alleine gelassen werden. Die konkrete Ausgestaltung von Wiedervernässungsmaßnahmen kann nur in enger Abstimmung mit den Ländern und Kommunen sowie allen Handelnden vor Ort erfolgen. Die Rückmeldungen aus dem Beteiligungsverfahren zeigen aber auch, dass eine Moorschutzstrategie auf Bundesebene dringend erforderlich ist, um die nationalen und die internationalen Ziele beim Klimaschutz zu erreichen.
Mit der Erstellung und Veröffentlichung des Strategiepapiers folgt das Bundesumweltministerium einem Auftrag aus dem aktuellen Koalitionsvertrag. Während die Länder ihre Maßnahmen zum großen Teil bereits festgelegt haben, fehlen bisher die Festlegungen für die Bundesebene. Diese Lücke wird durch die Moorschutzstrategie geschlossen und somit wurde die Grundlage für die bevorstehende Unterzeichnung einer Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz geschaffen.
Kritik erfolgt prompt vonseiten des Umweltverbandes BUND durch den Vorsitzenden Olaf Bandt:
"Der BUND begrüßt, dass das Bundesumweltministerium erstmalig eine Nationale Moorschutzstrategie vorlegt. Angesichts der herausragenden Bedeutung der Moore für den Schutz von Klima und biologischer Vielfalt war das längst überfällig. Die neue Moorschutzstrategie ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir bedauern jedoch, dass dieser Schritt noch sehr zaghaft ausfällt: Das Ambitionsniveau der Ziele und Maßnahmen ist viel zu gering, um Moore, Klima und Natur erfolgreich zu schützen. Die neue Bundesregierung muss hier noch einmal deutlich nachschärfen.
Das Hauptziel muss sein, Moore wieder zu vernässen. Wo das nicht möglich ist, braucht es einen Plan, wie die Moorböden langfristig klima- und naturverträglich bewirtschaftet werden können. Dass das Bundesumweltministerium Treibhausgasemissionen aus Mooren bis 2030 jährlich nur um fünf Millionen Tonnen CO₂ und ähnliche Gase reduzieren möchte, greift zu kurz. Die Bundesregierung muss sich um den Moorschutz endlich so kümmern wie um den Klimaschutz und den Schutz der biologischen Vielfalt."
Download des Strategiepapiers (PDF)
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)