Am Rande des Ende Januar zu Ende gegangenen Weltwirtschaftsforums in Davos hat sich sich der ehemalige Chef-Ökonom der Weltbank Nicholas Stern zum Klimawandel geäußert. Der Verfasser des legendären Stern-Reports, der erstmals auch die Wirtschaftswissenschaftler aufhorchen ließ, meint, dass er damals den Klimawandel unterschätzt hat: "Ich habe den Klimawandel falsch verstanden, es ist weit, weit schlimmer."1)

Links Nicholas Stern (Foto: Gemeinfrei)
Zurückblickend hätte er die Risiken des Klimawandels unterschätzt und wäre nicht schonungslos offen genug gewesen. Der Planet würde sehr viel weniger CO2 absorbieren können, wie von ihm zunächst angenommen wurde. Der Anstieg des Treibhausgases wäre auch sehr viel stärker. Während sein 2006 veröffentlichter Stern-Report ein starkes Echo fand, bleibt die Selbstkritik von Nicholas Stern weitgehend unbeachtet. Im deutschen Blätterwald hat er scheinbar überhaupt keine Resonanz gefunden. Der englische Guardian widmete Sterns aktuellen Aussagen jedoch einen ausführlichen Artikel. Dieses Schweigen im Blätterwalde ist umso erstaunlicher, da der 2006 veröffentliche Report des Wirtschaftswissenschaftlers hohe Wellen geschlagen hatte.
Damals schrieb Stern, dass, wenn nichts getan werde, um die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren, deren Konzentration in der Atmosphäre, bereits 2035 das Doppelte ihres vorindustriellen Niveaus erreichen könne. Dies würde einen Anstieg der Durchschnittstemperatur von mehr als 2 °C bedeuten. Längerfristig gesehen läge die Wahrscheinlichkeit, dass der Temperaturanstieg 5 °C überschreiten würde, bei mehr als 50 %, wenn nicht gehandelt werde. Dieser Anstieg würde dem Anstieg der Durchschnittstemperatur seit der letzten Eiszeit entsprechen. Die jährlichen Kosten des Klimawandels würden dann mit dem Verlust von wenigstens 5 % des globalen Bruttoinlandsprodukts verbunden sein. Unter Berücksichtigung einer breiteren Palette von Risiken und Einflüssen, könnten die Schäden auf 20 % oder mehr des erwarteten globalen Bruttoinlandsprodukts ansteigen. Hierbei sei zu bemerken, dass Entwicklungs- und Schwellenländer die ökonomischen Folgen des Klimawandels überdurchschnittlich stark zu spüren bekommen.2)
Diese Aussagen des 2006er Reports sind schlimm genug, aber Stern sieht das heute pessimistischer, weil die Trends sehr viel schlechter als noch vor 2006 sind. Stern sollte seinen Report schnellstens aktualisieren. Vielleicht gelingt es ihm dann von den Medien wahrgenommen zu werden.
1) Original-Zitat: "I got it wrong on climate change – it's far, far worse"
2) Wikipedia