Zu viel Sommerhitze beeinflusst Vorkommen des Blasentangs

Die Braunalge Fucus vesiculosus, auch bekannt als Blasentang, ist der ökologisch wichtigste Biomasseproduzent und Lebensraumbegründer in der Ostsee. In der Fachzeitschrift Biology wurde jetzt eine Studie der Universität Rostock veröffentlicht, die zeigt, dass sommerliche Hitzewellen das dauerhafte Vorkommen dieser Braunalge in der Ostsee einschränken können.

mesokosmos
Blick in einen der Experimentier-Tanks, wo der Blasentang verschiedenen Wassertemperaturen und Versauerungsraten ausgesetzt wird (Foto © A. Graiff, Universität Rostock)

Wird ein Bestandteil der marinen Lebensgemeinschaft durch den Klimawandel beeinträchtigt, wirkt sich dies auf das gesamte Ökosystem Ostsee aus

Der Blasentang besiedelt große Kiesel oder Felsen entlang der Ostseeküste. Hier schafft er Heimat und Schutz für kleine Krebse, Muscheln, Schnecken, Algen und sogar für Fische. So legt beispielsweise der Hering gern seine Eier in Fucus-Beständen ab. In den flachen Küstenzonen der Ostsee ist der Blasentang den sich schnell verändernden Umweltbedingungen aufgrund der globalen Veränderungen besonders stark ausgesetzt. Mit dem Blasentang in Gemeinschaft lebende Organismen und andere Algenarten sind fein aufeinander abgestimmt. Wird ein Bestandteil dieser marinen Lebensgemeinschaft durch den Klimawandel beeinträchtigt, wirkt sich dies auf das gesamte Ökosystem Ostsee aus, aber auch auf die für uns Menschen wichtigen ökologischen Funktionen der Ostsee, beispielsweise als Sauerstoffproduzent oder Nährstofffilter.

Wirkung der Erwärmung und Versauerung des Meeres auf den Blasentang wurde mithilfe von Mesokosmen erforscht

In der im Fachjournal Biology veröffentlichten Studie haben Angelika Graiff und Ulf Karsten von der Universität Rostock nun untersucht, wie unterschiedliche Wassertemperaturen und Versauerungsraten den Blasentang in allen vier Jahreszeiten beeinflussen. Dafür betrachteten sie die Eigenschaften der Braunalge mithilfe von benthischen Mesokosmen (Kiel Outdoor Benthocosms) - das sind große Experimentier-Tanks. In diesen großen Behältern können die Eigenschaften des Meereswassers künstlich verändert werden, um herauszufinden, wie sich der Blasentang unter den für ihn bisher ungewohnten Bedingungen - oxidativem Stress unter verschiedenen Szenarien des globalen Wandels - entwickelt.

Obwohl tolerant gegenüber Versauerung schadet höhere Wassertemperatur dem Blasentang

Es zeigte sich, dass Fucus vesiculosus zu jeder Jahreszeit unter Versauerung auch starken künstlich verursachten Sauerstoff-Stress tolerierte, wohingegen die Erhöhung der Wassertemperatur einen stärkeren negativen Effekt auf die sogenannten antioxidativen Eigenschaften des Blasentangs hatte. Diese antioxidativen Eigenschaften schützen die Zellmembranen und die Funktion der Zellen und erhalten damit die physiologische Leistungsfähigkeit der Alge. Erhöhte Temperaturen verändern die Membraneigenschaften der Zellen und führen zu einer deutlich erhöhten Zellmembranschädigung in allen Jahreszeiten, was wiederum zu Störungen des Stoffwechsels zur Folge haben kann. Insgesamt ergab die Studie, dass länger anhaltende und intensivere sommerliche Hitzewellen in seichten Küstenbereichen mit für den Blasentang tödlichen Temperaturen das dauerhafte Vorkommen dieser Schlüsselart in der Ostsee deutlich beeinflussen können.

Originalpublikation:

Graiff, Angelika & Karsten, Ulf: Antioxidative Properties of Baltic Sea Keystone Macroalgae (Fucus vesiculosus, Phaeophyceae) under Ocean Warming and Acidification in a Seasonally Varying Environment. Biology 2021, 10(2), 1330, https://doi.org/10.3390/biology10121330

Universität Rostock